Immobilien sind in der Regel ein sehr attraktives Investment und mitunter eine der am besten geeigneten Vermögensanlagen. Der Immobilienmarkt wird digitaler und welche Rolle Blockchains dabei spielen können, zeigt sich anhand des Beispiels des österreichischen PropTech-Startups Brickwise.

Investments in Immobilien erfreuen sich seit vielen Jahren an steigender Beliebtheit und reger Nachfrage. Als Anlageklasse sind Immobilien besonders deshalb gut geeignet, weil sie hohe Sicherheit bieten und in der Regel stabile bzw. planbare Preisentwicklungen aufweisen. Eine der wichtigsten Eigenschaften ist jedoch die Möglichkeit einer Absicherung gegen Inflation, welche dadurch erreicht wird, dass Immobilienpreise mit der Inflation tendenziell mitwachsen und Mietverträge indexierbar sind. Indexierung bedeutet, dass Miethöhen nach gewissen Veränderungen von z.B. dem Verbraucherpreisindex, an diesen angepasst werden können. Hierzu sind in der Regel gewisse Schwellenwerte vorgesehen (Wertsicherungsklauseln).

Historisch hohe Inflation und Kaufpreise bei Immobilien

In Österreich erreichte die Inflation aktuell Werte, wie wir sie seit 29 Jahren nicht mehr gesehen haben und erreicht im Januar 2022 voraussichtlich 5,1%. Das bedeutet, das letzte Mal als die Bürger:innen des Landes mit seiner solchen Preissteigerung konfrontiert waren, gab es noch keinen Euro. Gleichzeitig waren damals die Zinsen, die man beispielsweise am Sparbuch erhalten konnte, noch wesentlich höher und sorgten für einen gewissen Ausgleich der Geldwertverluste. Die Inflationsrate von Deutschland erreichte im Dezember 2021 5,3% – ebenso die höchste Rate seit vielen Jahrzehnten. Die hohen Inflationsraten sind eine Folge von verschiedenen Auslösern, die insbesondere durch die Corona-Pandemie bedingt wurden. Nicht zuletzt liegt die aktuell historisch hohe Inflation an der Geldpolitik der Zentralbanken – insbesondere der Europäischen Zentralbank in Europa (EZB) und der Federal Reserve Bank (Fed) in den USA. Um die Folgen der Pandemie zu bekämpfen, wurden historisch signifikante Maßnahmen gesetzt und große Mengen an neu geschaffenem Geld in Umlauf gebracht (“gedruckt”). In solchen Zeiten muss man als Anleger:in intelligent und vorausschauend handeln und das bedeutet sich vor Inflation zu schützen – im besten Falle mit Immobilien.

Die hohe Geldentwertung und die gleichzeitig große Beliebtheit von Immobilien bei Investor:innen macht dies aktuell jedoch schwer. Denn auf der Suche nach stabilen Werten und Renditen für das ansonsten Nullzinsen ausgesetztem Kapital, werden Immobilien besonders nachgefragt. Die signifikanten Preissteigerungen der vergangenen Jahre bedeuten für viele potentielle Investor:innen, dass ihr Zugang zu diesem Markt erschwert bis verunmöglicht wird. Als eine mögliche Lösung dieses Problems bietet sich der Erwerb von Anteilen an Immobilien als Alternative zum Volleigentum. In dieses Marktsegment dringen inzwischen immer mehr Blockchain-basierte Geschäftsmodelle vor.

Real-Estate-backed Token

Es gibt grundsätzlich viele verschiedene Formen von Kryptowährungen (bzw. Kryptoassets). Die preislich volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sind hierbei am bekanntesten. Daneben existieren jedoch viele Formen von Tokenisierung über Kryptowährungen bzw. -assets oder stabile Kryptowährungen, welche als Stablecoins bezeichnet werden. Im Falle von Brickwise sprechen wir von sogenannten Real-Estate-backed Token.

Die Investmentrationale von Kryptoassets mit preislicher Bindung an Immobilien liegt auf der Hand. Im Gegensatz zu typischen Kryptowährungen bleiben die stark schwankenden Preise bei Real-Estate-backed Token aus. Diese Token sind an die Preise der unterliegenden Immobilie gebunden. Darüber hinaus ermöglichen viele Formen von Immobilien-Tokenisierung die Partizipation an Mieteinnahmen und Verkaufserlöse sowie die Auslagerung gewisser Immobilien-spezifischer Kosten und Gebühren an den Emittenten.

real estate tokenization process diagram
Quelle: https://www.blockdata.tech/blog/general/tokenized-real-estate-2021-update

Die Brickwise Plattform

Seit Oktober 2021 befand sich das österreichische Start-up Brickwise im Pre-Launch und bot den ersten Investor:innen die Möglichkeit an, digitale Immobilienanteile – abgesichert und verwaltet über eine Blockchain – zu kaufen und zu verkaufen. Brickwise ist damit Europas erster mobile Broker für digitale Immobilien-Assets dieser Art.

Das Angebot setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen:

  1. Monatliche Mieteinnahmen lukrieren
  2. An der Wertentwicklung mitprofitieren
  3. Brickwise übernimmt die Verwaltung der Immobilien

Auf der Handelsplattform werden verschiedene Immobilien zum Teilerwerb angeboten. Ein potentieller Käufer eines Anteils erhält eine detaillierte Beschreibung der Immobilie sowie (i) Basisinformationsblatt, (ii) Investitionsbedingungen, (iii) Informationsblatt, (iv) Verbraucherinformation und (v) Kosteninformation als beigefügte Dokumente. Bereits ab kleineren Investmentsummen, wie etwa €100, können Anleger:innen so digitale Anteile an Immobilien erwerben. Brickwise übernimmt für hierbei viele jener Kosten die etwa beim Kauf der Immobilie normal anfallen würden. Die digitalen Immobilien-Anteile geben Investor:innen hierbei das Recht, an Wertsteigerung und Mieteinnahmen mitzuverdienen. Als Kosten gibt es Managementgebühren sowie jene Kosten, die für laufende Instandhaltungen oder Sanierungen anfallen.

Wird eine Immobilie digitalisiert, so werden die erstellten Wertpapiere als Security-Token auf dem Brickprotocol abgebildet und an Investor:innen ausgegeben. Dieser Security Token kann über den Brickwise-Handelsplatz zwischen Personen gehandelt werden. Darüber hinaus werden über die Token Mitbestimmungsrechte und das Recht auf Informationen zur laufenden Entwicklung der Immobilie abgebildet. Alle Maßnahmen, die in Bezug auf die Verwaltung der Immobilie vorgenommen werden, bedürfen der Zustimmung der Investor:innen. Die digitalen Anteile an der Immobilie werden mit einer ISIN versehen und als Substanzgenussrecht im Grundbuch abgebildet.

Ein Vorteil der digitalen Anteile: Ein Verkauf geschieht wesentlich schneller und günstiger als der Verkauf einer Immobilie beanspruchen würde. Statt dem langwierigen Verkauf einer Immobilie, können Investor:innen ihre digitalen Anteile direkt am Brickwise-Handelsplatz veräußern. Sofern genug Käufer:innen die App nutzen, ist der Verkauf schnell und effizient durchführbar. Dies gilt auch im größeren Maße für Personen, die ihre Immobilien über die Plattform als Ganzes verkaufen möchten.

Darüber hinaus geht Brickwise über die Rolle einer reinen Handelsplattform hinaus und bietet auch Wissenswertes zum Thema Immobilien, Sparen und Investieren auf ihrer Website und ihren Kanälen. Das Brickwise Magazine ist die Blog-Seite von Brickwise und hilft Neueinsteigern mit der Orientierung im Immobilien-Thema.

Weiterentwicklung der Idee

Brickwise hat im Rahmen des Förderprogramms Innovation der Wiener Wirtschaftsagentur kurz vor dem Start eine sechsstellige Förderung erhalten, die verwendet werden soll um sich zu einer umfassenderen Plattform für Immobilientransaktionen zu entwickeln.

„Mit dem Brickwise Launchpad wird der Verkauf von Immobilien und damit verbundener Tokenisierung sowohl für Immobilienentwickler:innen und Immobilienmakler:innen als auch für private Verkäufer:innen so einfach wie ein Inserat bei einer der großen Inserateplattformen zu schalten.“ – Michael Murg

Brickwise konzentriert sich derzeit primär auf Wohnungen, jedoch ist bereits eine erste Gewerbeimmobilie (ein Kiosk in Klagenfurt) auf der Plattform erhältlich. In naher Zukunft könnte sich diese neue, innovative Investmentkategorie dahin entwickeln, dass sie die Demokratisierung des Immobilieneigentums unterstützen. Privatpersonen könnten so in die Lage versetzt zu werden, digitale Immobilienanteile von Einkaufscentern, Autohäusern, Supermärkten, Lagerhallen, etc. zu besitzen. Dies würde völlig neue Möglichkeiten der Geldanlage für durchschnittliche Investor:innen ermöglichen.

Über Brickwise

Das Gründerteam von Brickwise besteht aus IT-Spezialisten und Kapitalmarktexperten rund um den Grazer Finanz­wissenschafter Michael Murg. Als Leiter des Instituts für Bank- und Versicher­ungswirtschaft an der FH JOANNEUM beschäftigte sich Murg seit vielen Jahren mit der Digital­isierung von Geschäftsmodellen, Data Analytics und den Einsatz­möglichkeiten der Blockchain-Technologie am Finanzmarkt. Auf Grundlage seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse entwickelte er über zwei Jahre gemeinsam mit dem auf Digitalisierung und Technologierecht spezialisierten Rechts­anwalt Klaus Pateter, dem Experten für Compliance im Bank- und Wertpapiersektor Marco Neumayer und dem Block­chain- und Cybersecurity-Spezialisten Valentin Perkonigg die digitale Immobilienhandelsplattform Brickwise.

 

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Quellen:

Brickwise: https://brickwise.at/
APA-OTS: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211201_OTS0044/brickwise-sichert-sich-31-millionen-investment-um-den-immobilienmarkt-zu-revolutionieren
Inflationsrate in Österreich: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/288914/umfrage/inflationsrate-in-oesterreich-nach-monaten/
Inflationsrate in Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1045/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-veraenderung-des-verbraucherpreisindexes-zum-vorjahresmonat/
Deutsche Inflationsrate auf 4,5%: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/inflation-deutschland-entwicklung-oktober-1.5451281
Inflation Schnellschätzung Januar 2022 (Ö): https://www.statistik.at/web_de/presse/127546.html
Kaufpreise steigen rasch, Mieten langsamer: https://www.derstandard.at/story/2000125045768/kaufpreise-steigen-rasch-mieten-langsamer
ISIN-Definition: https://www.investopedia.com/terms/i/isin.asp

Dieser Blog gibt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt keine Investmentberatung dar. Der Autor hat ein Naheverhältnis zum Unternehmen Brickwise.